Tao Feng: Fist of the Lotus [Xbox]


  • Titel: Tao Feng: Fist of the Lotus
    Genre: Beat'em Up
    Release: 09.05.2003
    Version: Dt. Version (uncut)
    Xbox Live: Nein
    Spieleranzahl: 1-2 Spieler
    16:9: Nein
    360 kompatibel: unbekannt


    Tao Feng: Fist of the Lotus stammt noch aus einer Zeit, als Microsoft versuchte, möglichst viele neue Franchises zu etablieren, statt sich auf ewig währende Fortsetzungen bekannter Marken zu konzentrieren. Aus dieser Zeit stammen einige großartige Titel, doch auch wenige Fehlgriffe, die nicht weitergeführt wurden. Tao Feng sollte anno dazumal der neue Stern am Beat'em Up-Himmel werden. Warum heute kaum noch jemand dieses Spiel kennt? Na, warum wohl...

    Ein Spiel für Runaways

    Die Konkurrenz in diesem Genre war 2003 mit Titeln wie Dead or Alive 3 und Mortal Kombat sehr stark. Demzufolge musste sich ein neues Beat'em Up einiges einfallen lassen, um bestehen zu können. Tao Feng: Fist of the Lotus setzt da vor allem auf die Präsentation, den Gewaltgrad sowie die Möglichkeit, dem Gegner Verletzungen zufügen zu können, die wirklich die Kampfkraft beeinflussen. Außerdem wollten die Entwickler durch ellenlange und zerstörerische Kombos, die mühsam erlernt werden müssen, vor allem fortgeschrittene Kampfsportspieler ansprechen, die mit zum Beispiel Dead or Alive 3 unterfordert waren. Warum es Tao Feng trotzdem nicht aus der Mittelmäßigkeit schafft, hat mehrere Gründe.

    Mit John Tobias hatten sich die Macher gar einen der Mortal Kombat-Erfinder ins Boot geholt. Vielleicht ist es auf seinem Mist gewachsen, dass das Spiel wirklich brutal geworden ist. Ein Kampf bei Tao Feng dauert deutlich länger als bei den üblichen Genrevertretern. Da ist man schon mal mit gut fünf Minuten plus dabei. Im Laufe des Kampfes dreschen die Charaktere natürlich ordentlich aufeinander ein und lassen verheerende Kombos vom Stapel. Jede erfolgreiche Attacke fügt dem Gegner sichtbare Verletzungen zu, die allerdings rein der Optik dienen. Doch diese, ich nenne es mal Schadensmodelle, sehen wirklich sehr ansehnlich aus. So sieht man nach einem Kampf meistens beiden Kontrahenten an, was sie gerade durchgemacht haben. Die Kleidung ist zerrissen, blaue Flecken, Kratzer und Schürfwunden bedecken den ganzen Körper. Dabei präsentiert sich Tao Feng in einem grafisch sehr hübschen Gewand. Vor allem die Charaktere strotzen vor Details, aber auch die Umgebung kann sich sehen lassen. Das Gesamtbild steht der Grafikbombe und Genrekonkurrent Dead or Alive 3 in nicht allzu viel nach. Außerdem lassen sich bei Tao Feng große Teile der Levels zerstören, was wirklich gut aussieht. Geldautomaten zerbersten, wenn eine Figur dagegen gedonnert wird und Fliesen splittern, wenn einer der Kämpfer zu Boden geht. Das Ganze ist tatsächlich sehr beeindruckend und sorgt für gute Stimmung, leider verschwinden diverse Zerstörungen wie von selbst teils mitten im Kampf. Ab und zu taucht zudem Tearing auf, was negativ ins Bild fällt.

    Reizende Knaben

    Leider is not everything gold, what shines. Besser kann man es für Tao Feng nicht ausdrücken. Denn hinter der grafischen Pracht und all den Effekten verbirgt sich ein unausgegorener Actioner, der es Einsteigern unnötig schwer macht und Genreprofis eben auch nicht überzeugen kann. Dazu tragen vor allem die vielen kleinen Designfehler bei, die Tao Feng am Ende in den Abgrund reißen. So ist es mir unverständlich, wieso man sich dazu entschied, das Blocken auf die Richtungstaste entgegengesetzt des Gegners zu legen. Da sich der Bildschirm gerne mal spontan um 180 Grad dreht, rennt man so öfters mal auf den Gegner zu, statt zu blocken, was mich bereits einige Siege gekostet hat.

    Die Liste an Kombos für jeden Charakter ist zwar lang und einige der Kombinationen sind wahrlich ellenlang, doch in der Praxis erweisen sich die Kombos als fast nicht durchführbar. Die Feinabstimmung und das Timing der einzelnen Befehle sind derart sensibel geraten, dass eine Kombo eher durch Zufall zustande kommt denn durch gezielten Einsatz. Außerdem wirkt das ganze Kampfgeschehen abgehackt. Die Figuren bewegen sich sehr unnatürlich und fliegen, wenn sie geworfen oder geschlagen werden, zum Trotze aller physikalischen Gesetze sehr kurios gegen die Wände.

    Daneben präsentiert sich die Handlung als vollkommen banal und uninteressant. Im Kern geht es darum, dass sich zwei Clans des fiktiven Staates Metro-China bekriegen. Der erwählte Kämpfer soll dann die Bruchstücke eines Rätsels finden, mit dem man den Standort von irgendeinem anderen Dings, welches ewige Jugend verspricht, finden soll. Das rätseln nimmt einem aber der Meister ab. Man selbst muss nur die Typen verprügeln, wobei ein Sprecher vor jedem Kampf auf die persönliche Beziehung der beiden Kämpfer eingeht. Solche Sprüche sind dermaßen geschwollen und behindert, dass sie richtige Aggressionen verursachen (vielleicht ja genau das Richtige für den Kampf?). Jedenfalls haben sie nicht im Ansatz irgendetwas mit guten Texten zu tun und man kann sie in den meisten Fällen nicht mal wegdrücken! Hier Mal ein Beispiel, weil ich die Hirnrissigkeit anders gar nicht beschreiben kann:

    „Fiery Pheonix, ein reizender junger Knabe, wie er dir gefallen könnte, nehme ich an? Tue das Notwendige, aber am Ende musst du als Sieger hervorgehen. Besiege deine Begierden und bring ihm eine Niederlage bei.“ Originalzitat aus dem Spiel

    Auch die ständigen Ansagen, dass die Gliedmaßen eines Kontrahenten verletzt sind, nerven einfach nur. Locker 30 Mal und öfter bekommt man während eines Kampfes den Satz „Achtung: Gliedmaßenverletzung“ zu hören und dabei haben jene Verletzungen kaum einen Effekt. Erstens ist es echt schlecht, dass das Spiel auf der Verpackungsrückseite mit „in Echtzeit berechneten Verletzungen“ wirbt und zweitens ist es noch viel schlechter, dass es im Spiel nur zwei verschiedene Arten von Verletzungen gibt; nämlich Arm- und Beinverletzungen. Solche Verletzungen verringern zwar den Schaden des Kämpfers, doch weiter haben sie keinen Effekt. Außerdem passieren jene Verletzungen vollkommen nach dem Zufallsprinzip. Es kann also passieren, dass ich jemandem einen Armhebel verpasse und er sich daraufhin das Bein verletzt.

    Gibt’s was auf die Ohren?

    Nein, nicht wirklich. Die Musik verdient höchstens das Attribut „uninteressant“ und sägt mit der Zeit an den Nerven, viele Soundeffekte wirken billig und veraltet.

    Doch am Ende ist das größte Manko die Motivation. Tao Feng macht einfach nach wenigen Stunden schon keinen Spaß mehr. Zum einen gibt es außer einer Arena und einem Charakter nichts weiter freizuschalten, zum anderen ist der Schwierigkeitsgrad dermaßen hoch angesetzt, dass man, sofern man keine Lust hat, dieses Spiel zu studieren, dass Ende sowieso niemals sehen wird. Selbst auf der aller leichtesten Stufe sind einige der Gegner einfach unschaffbar schwer. Und das bei acht verschiedenen Schwierigkeitsstufen!

    FAZIT

    Wer bereits sämtlche Beat’em Ups durch und noch immer nicht genug von dem Genre hat, der kann einen Blick riskieren. Für alle anderen gibt es deutlich bessere Alternativen. Aber wo wir vorhin schon beim Thema „Microsoft versuchte neue Marken zu etablieren“ waren, wo bleiben eigentlich die Fortsetzungen zu Brute Force und Rallisport Challenge? :deal:

  • Noch nie gehört. Ich finde bei der Beschreibung gut, dass man lange kämpfen kann. Kurze Kämpfe trüben ja generell den Spielspaß. Das war bei den Retro Fightern so und hat sich heute auch nicht geändert.
    Die Grafikmodelle der Kämpfer wirken irgendwie komisch. Keine Ahnung warum.

    Was mich aber auch stören würde ist das ständige Erinnern, dass Körperteile verletzt sind. Wirklich krank diese Idee.

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